Straußenrennen am Federpalast

Heute begannen wir den Tag nach einem schönen Frühstück ganz in der Nähe von Oudtshoorn auf einer Straußenfarm. Oudtshoorn ist die „Straußenstadt“ Südafrikas. Wenn man bedenkt, dass vor einem Jahr eine Straußengrippe wütete und dadurch 40.000 Strauße notgeschlachtet werden mussten, bekommt man sicher eine Vorstellung der Bedeutung dieses Tieres in dieser Stadt.

Auf „unserer“ Straußenfarm leben zwischen 2500 und 3500 Strauße.

Früher war die Straußenzucht sehr ertragreich. Insbesondere die Federn waren begehrt und es besaß jeder Farmer einen „Federpalast“. Das sind die Herrenhäuser, die sehr schön und recht prunkvoll gebaut und eingerichtet wurden. Damals wog man das Kilogramm Federn mit einem Kilogramm Gold auf.

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Heute sind die Federn nicht mehr so gefragt. Die Mode hat sich geändert und somit verkaufen sich diese flauschigen und schönen Federn nicht mehr so gut. Heute ist das äußerst gesunde und wohlschmeckende Fleisch und das Leder eher gewinnbringend.

Allerdings sind von einem über 100 kg wiegenden Strauß nur 25 kg Fleisch verwertbar. Es ist sehr mager und hat einen hohen Eiweißgehalt. Und das Leder gehört zu den teuersten Ledern der Welt. Zum einen lässt sich der Strauß nur schwer häuten und der Gerbprozess ist sehr aufwändig. Ich hatte (nicht allzu große) Handtaschen gesehen, die ca. 1000 Euro kosteten. Es ist nach Krokodil und Elefant das drittfesteste Leder. Je Strauß kann man ca. 1,3 m² Leder erhalten.

Hier nun einiges zu dem größten Vogel der Welt.

Mit ca. zwei Jahren beginnen die Straußenmädchen sogenannte „Testeier“ zu legen, die kleiner sind als die späteren normalen Straußeneier. Sie schlagen diese Eier auf, fressen vor allem die Schale und werden dann geschlechtsreif. Im Allgemeinen sind die Weibchen das mit vier Jahren, die Männchen mit drei Jahren.

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Der Strauß legt etwa zehn Tage nach der Befruchtung 10-15 Eier in sein Nest. In der Zucht nimmt man immer wieder Eier aus dem Nest, dann legt der Strauß immer wieder weiter, bis zu 60 Eiern pro Saison. Wichtig ist dabei nur das energiereiche Futter, dass er kriegen muss. Auch muss viel List und Tücke angewendet werden beim „Eierstehlen“. Die Zehnägel des Strauß werden bis zu 7 cm lang und sehen genauso gefährlich aus wie sie es offensichtlich auch sind. Damit verteidigen sie sich und natürlich auch das Nest recht erfolgreich.

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Die Strauße brüten dann auch abwechselnd bzw. in der Zucht werden die Eier ausgebrütet.

Beim Schlüpfen wird nachgeholfen, da die Eierschale sehr fest ist.

In der Zucht wird angepickt und die Schale angeknackt. In der Natur helfen die Eltern nach und schlagen die Eier aneinander. Mit dieser Hilfe dauert das Schlüpfen ca. zehn Stunden, ohne Hilfe ca. zwei Tage.

Nach dem Schlüpfen sind die Küken etwa 750 g schwer. Sie haben kugelrunde Körper und kurze Beinchen. Bereits nach 10-14 Monaten wiegen die Strauße ca. 90 kg – die beste Größe zum Schlachten für die Fleischgewinnung.

Die kleinen Strauße sind nur wenige Tage alt
Die kleinen Strauße sind nur wenige Tage alt

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Ein ausgewachsener Strauß wird bis zu 2,60 m hoch, wiegt dann etwa 140 kg und wird bis zu 40 Jahre alt.

Strauße sind übrigens gute Partner. Ein Paar auf der Farm lebt bereits seit 27 Jahren zusammen.

brütender Straußvater
brütender Straußenvater

Diese Vögel sind auch gute Adoptiveltern. Sie nehmen bis zu 70 Babys auf, auch wenn es nicht ihre eigenen Kinder sind. Das macht man sich in der Zucht zunutze.

Wenn man Strauße näher betrachtet, fällt auf, dass sie sehr große Augen haben. So ein Auge wiegt immerhin 60 g. Strauße können damit bis zu 3,5 km sehr gut sehen, Bewegungen sogar auf bis zu 10 km wahrnehmen. In der Natur sind übrigens Strauße sehr oft mit Zebras zusammen zu sehen. Sie ergänzen sich sehr mit ihren Sinnesorganen. Zebras können gut riechen und hören – aber schlecht sehen.

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Da die großen Augen so viel Platz im Kopf brauchen, ist wenig Platz für das Gehirn. Der Strauß hat nur ein erbsengroßes Hirn von ca. 40 g. Damit sind die Strauße ziemlich dumm – und so schauen sie einen auch an 😉

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Außerdem macht man sich diese „Dummheit“ eben auch zu Nutze, z.B. beim „Eierklau“.

Strauße sind Wüstentiere. Sie schwitzen nicht. Dafür hecheln sie oder fächeln sich mit den Flügeln Luft zu, um die Körpertemperatur zu regulieren.

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Strauße, die wenige Wochen alt sind

Noch etwas zu den Eiern.

Ein Straußenei ist etwa 22-24 x so groß wie ein Hühnerei. Es wiegt etwa 1,5 kg und es dauert 2 Stunden, bis es hart gekocht ist. Die Schale ist etwa 2 mm stark. Zum Verzehr für Menschen ist es nicht besonders geeignet, da es einen sehr hohen Cholesteringehalt hat.

Die Knochen des Strauß wiegen nur etwa 7 kg. Der Strauß hat 19 Halswirbel, womit der Hals enorm biegsam ist. Er hat einen sehr hohen „Fuߓ, sein vermeintliches Knie ist das Sprunggelenk und das richtige Knie ist kurz unter den Flügeln.

Ganz früher hat man die Strauße nur wegen der Federn gezüchtet und wenn sie ausgerissen waren, war er wertlos geworden. Heute weiß man, dass man die Federn nur schneiden muss, sie wachsen nach 8 Monaten wieder nach. Auch kann man die Federn ganz normal mit Shampoo waschen. Das erschien mir auch sehr nötig, da viele Strauße ziemlich zerzauselte bzw. auch schmutzige Federn haben. Klar, in der Trockenheit der Wüste wird der Staub ja auch nie abgewaschen.

Wir waren etwas erschrocken über die Laute des Strauß. Er „brüllt“ ähnlich wie ein Löwe. Und zur Paarung führen die Straußenmännchen dazu noch schöne Tänze auf.

Auf der Farm gab es übrigens auch Emus, ein dem Strauß ähnlicher Vogel. Ein Emu brüllt jedoch nicht, er trommelt und diese Laute kommen aus dem Hals. Es war recht lustig anzuhören.

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Wir hatten auf der Straußenfarm noch richtig viel Spaß. Zum einen probierten viele, auf einem Strauß zu sitzen. Dazu wurde dem Strauß extra eine Haube aufgesetzt, damit er sich zum entsprechenden Platz führen ließ. Während des Drausitzens brauchte man aber diese „Mütze“ nicht mehr und sie wurde wieder abgenommen.

Und dann gab’s das angekündigte Straußenreiten. Elisabeth war die Auserwählte und ritt auf dem Strauß eine Runde durchs Gehege. Wichtig dabei war, dass man sich natürlich nicht am Hals festhalten durfte. Das hätte fatale Folgen haben können 😉

Vom Strauß wurden die Flügel hoch geklappt, Elisabeth setzte sich sozusagen unter die Flügel und hielt sich dann an den Flügeln fest. Sie machte das echt professionell und stand die ganze Runde prächtig durch.

Am Ende unseres Besuchs haben zwei Straußenjockeys noch ein Rennen veranstaltet. Unter lautem Anfeuern durch uns jagten sie durch den Parcours. Wir hatten viel Spaß.

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Mit einem kleinen „Einkaufsbummel“ durch den Shop beendeten wir unseren Besuch und weiter ging’s auf der Reise.

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